Ralf’s Fastenweisheiten – Teil 1

Ein Beitrag von Ralf Bodeutsch

 

Seit über 25 Jahren liegt das Fasten in meinem „Lebenswerkzeug-Koffer“. Ich sehe es als Gesundheitsprävention und einen Weg, die im Fasten erkennbare weitere Sprosse der Jakobsleiter des eigenen Lebens ein Stück weiter zu erklimmen. So entstanden mit der Zeit in der Reflexion von Fasten- und Lebenserfahrungen  „Ralf´s Fastenweisheiten“, kleine Inspirationen mit einem Bezug zum Fasten und zum Leben, jeweils gewürzt und pointiert mit einem Aphorismus aus dem vergriffenen Schrifttum Otto Buchingers.

In einer Fastenzeit las ich das Buch zur damaligen Ausstellung „Magische Orte“ im Gasometer in Oberhausen. Darin ermunterte Udo Scheer zu dem spannenden Gedanken, sich die Geschichte der Erde und des Lebens einmal als ein Buch aus eintausend DIN A4-Seiten vorzustellen. Beschriebe man so eine Seite mit 40 Zeilen zu je 60 Buchstaben, so stünde jeder einzelne Buchstabe für 1.875 Jahre. Auf Seite 67 des Buches würde der Eintrag für den mit 4,2 Milliarden Jahren ältesten bisher entdeckten Kristall stehen. Die ältesten Lebewesen auf Seite 155. Und wir? Wir heutigen Menschen fänden uns in diesem 1.000-seitigem Buch auf der letzten Seite, in der vorletzten, der 39. Zeile. Nachdem mein damals 13-jähriger Sohn das gelesen hatte, war er kurz still und rief dann aus: „Uns gibt es noch nicht lange!“

Es ist schwer, die Dimensionen, die zur Entstehung unserer Erde und des Lebens führten mit unserem analytischen Verstand zu begreifen und zu erforschen. Nachdenklichkeiten wie diese von Udo Scheer, lehren uns im Staunen die Sehnsucht nach Wissen. Ich meditierte damals über eine Ewigkeitsaussage, die dem deutschen Mystiker Jakob Böhme zugeschrieben wird:

„Wem Zeit ist wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit, der ist befreit von allem Streit.“ 

Ja, phasenweise. Doch leider ist ein solcher Zustand ganz im Frieden mit sich selbst und jedem – wie alle ekstatischen und mystischen Augenblicke – nicht haltbar. Jeder Fastende kehrt zurück, muss zurück zum Essen, so wie der Meditierende zurück muss in dieses Hier und Jetzt, um sich jeden Tag aufs Neue in dieser Welt auszubalancieren. Ausführlicher dazu siehe im nächsten Teil "Nachgeben oder sich durchsetzen". 

Aus dieser Ewigkeitsaussage von Böhme fasste ich für mich noch kürzer:

„Zeit ist – Ewigkeit – ist Zeit“

und ließ diese fünf Worte unter den Boden einer Armbanduhr gravieren, für ein kleines tägliches Achtsamkeit-Ritual, für ein Innehalten und Bewusstwerden in den oft schnellen Alltagsgepflogenheiten. 

Liebe Fastenfreundin, lieber Fastenfreund,

nutze die nächste Fastenzeit einmal für eine Bestandsaufnahme; stell dir das Buch der Erde mit den eintausend Seiten vor – was bedeutet für dich Zeit?

Otto Buchinger sah alle Menschen, in jeder Generation als „Kinder der Zeit“ und gleichzeitig als „Sachverwalter der Ewigkeit“.

  

Opus Operaturum.

 

Wesen will sein Bild verändern.

Kern in wechselnden Gewändern

Reifet in Gebet und Handlung,

Unaufhörlich die Verwandlung.

Kettengleich die kleinen Kreise

Fügen sich auf deine Weise,

Bilden eines Reigens Spiel,

Hohen Waltens Bild und Ziel. –

Unaufhörlich rollen Zeiten,

Runden sich zu Ewigkeiten. – –

Kern und Same du aus Licht:

Kennst du deine Heimat nicht?

Stehst in Gottes Buch zu lesen,

Denn dein Kern stammt aus dem Wesen.

 

Otto Buchinger 1947

 

Literatur und Bildquellen

 

Otto Buchinger. Ums Ganze. Wege und Spuren, Verlag Leonhard Friedrich, Bad Pyrmont 1947. S.146

 

Foto: Buchinger-Porträtbild: Von Dr. Verena Buchinger-Kähler, Klink Dr. Otto Buchinger in Bad Pyrmont freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

 

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