Ernährungsstudie zeigt entzündungshemmende Mechanismen
Fastenstudien zeigen, dass das Fasten entzündungshemmende Wirkungen entfaltet. Aber mindestens genauso wichtig ist es, dass nach dem Fasten die Ernährung möglichst entzündungshemmende Eigenschaften hat. Nun hat eine Studie die entzündungshemmenden Mechanismen von Resveratrol unter die Lupe genommen. Dies ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der vor allem in roten Trauben und im Japanischen Staudenknöterich enthalten ist.
Die synthetische Variante von Reveratrol ist seit 2016 in der EU als Lebensmittelzutat zugelassen. Zumindest im Zellversuch entfaltet der Stoff entzündungshemmende Eigenschaften. Wie eine aktuelle Studie im Journal of Agricultural and Food Chemistry nun zeigt, ist der Bitterrezeptor TAS2R50 an diesem Effekt beteiligt.
„Bittere Medizin“ gegen Entzündung
Resveratrol schmeckt nicht nur bitter, sondern vermindert die Freisetzung von Signalstoffen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Hierfür sprechen verschiedene zellbasierte sowie klinische Studien an Patienten mit Stoffwechselerkrankungen. Ob hierbei auch Bitterrezeptoren eine Rolle spielen, hatte bisher noch keine Forschungsgruppe untersucht. Um dieser Frage nachzugehen, führte das Team um Veronika Somoza Versuche mit einer menschlichen Zelllinie durch, die einer Zahnfleischbiopsie entstammt. Die Zellen dieser Zelllinie sind ein geeignetes Testsystem, um Wechselwirkungen zwischen Bitterstoffen, Bitterrezeptoren und der Freisetzung von Entzündungsmarkern zu untersuchen. Denn, wie das Team erstmals zeigt, verfügen diese Zellen über aktive Bitterrezeptorgene und sind zudem immunkompetent. Das heißt, behandelt man die Zellen mit Oberflächenantigenen von Bakterien, die Zahnfleischentzündungen auslösen, setzen sie quantifizierbare Mengen des Entzündungsmarkers Interleukin-6 frei.
Entzündungshemmende Wirkung von Fasten und Rohkost
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80 Prozent weniger Entzündungsmarker
In der aktuellen Studie reduzierte Resveratrol die freigesetzte Entzündungsmarker-Menge um etwa 80 %. Eine zusätzliche Gabe der bitter-maskierenden Substanz Homoeriodictyol verringerte diesen entzündungshemmenden Effekt um etwa 17 %. „Dies ist bemerkenswert, denn Homoeriodictyol ist eine natürliche Substanz, die nachweislich die über bestimmte Bitterrezeptoren vermittelte Bitterkeit von Nahrungsstoffen verringert. Zu diesen Rezeptoren zählt unter anderem der Bitterrezeptor TAS2R50, den auch die Zellen unseres Testsystems exprimieren“, erklärt Veronika Somoza, stellvertretende Vorständin des Wiener Instituts für Physiologische Chemie und Direktorin des Freisinger Leibniz-Instituts. „Diese Beobachtung und zusätzlich von uns durchgeführte Knock-down-Experimente sowie computergestützte Struktur-Funktions-Analysen legen nahe, dass dieser Rezeptortyp an der Vermittlung der entzündungshemmenden Resveratrol-Wirkung beteiligt ist." Somoza ergänzt: „Natürlich besteht noch sehr viel Forschungsbedarf. Dennoch liefern die Studienergebnisse schon jetzt neue Bausteine, die dazu beitragen, die molekularen Wechselwirkungen zwischen bitter schmeckenden Lebensmittelinhaltsstoffen, Bitterrezeptoren und Immunreaktionen aufzuklären.“ Spannend sei zukünftig auch die Frage, ob Bitterstoffe und Bitterrezeptoren im Hinblick auf entzündliche Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose eine Rolle spielen könnten, so die Wissenschaftlerin weiter. (fa)
Dr. Hellmut Lützner
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Quellen
Pressemitteilung
Pressemitteilung, Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie, Dr. Gisela Olias
Literatur
Tiroch et al.: Bitter sensing TAS2R50 mediates the trans-resveratrol-induced anti-inflammatory effect on interleukin 6 release in HGF-1 cells in culture. J Agric Food Chem, 2021, doi: 10.1021/acs.jafc.0c07058.
Lützner H:Aktive Diätetik bei Neurodermitis oder endogenem Ekzem. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 35 (6): 433–438, 1994. Zitiert nach: Semler E.: Mit Herz und Verstand: Verzicht üben – Essen und Genießen lernen – Krankheiten heilen. Zitate von Dr. med. Hellmut Lützner. Engelhartstetten, 2019, S. 65. Bezug: academia-diaetetica.de/semler-publikationen/