Wie die Zuckerindustrie die Forschung manipulierte – ein historisches Beispiel

Die Zuckerindustrie bezahlte US-amerikanische Wissenschaftler in den 1960er Jahren, um die Verbindung zwischen Zucker und der Koronaren Herzkrankheit herunterzuspielen und anstatt dessen gesättigte Fettsäuren als Verursacher darzustellen – ein Fakt, der immer noch erstaunlich selten in die Diskussion eingebracht wird, obwohl schon September 2016 das renommierte Journal of the American Medical Association (JAMA) dazu ein Artikel veröffentlicht hat (1). Einige Tage später erschien auch ein Hintergrundartikel in der New York Times (2).

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Die Autoren der JAMA-Studie hatten historische Dokumente der amerikanischen Zuckerindustrie entdeckt. Diese lassen darauf schließen, dass fünf Jahrzehnte Forschung über die Rolle der Ernährung und Herzkrankheiten, darunter viele der heutigen Ernährungsempfehlungen, möglicherweise stark von der Zuckerindustrie geprägt worden sind. Stanton Glantz, Autor und Medizinprofessor an der U.C.S.F., sagte gegenüber der NYT: "Sie konnten die Diskussion über Zucker seit Jahrzehnten auf eine falsche Fährte führen". 

Aus den Papieren geht hervor, dass die Zuckerindustrie drei Harvard-Wissenschaftlern den Gegenwert von 50.000 US-Dollar in heutigen Dollars gezahlt hat, um Ende der 60er eine Überprüfung der Forschung zu Zucker, Fett und Herzkrankheiten zu veröffentlichen. Die im Review verwendeten Studien wurden von der Zuckerindustrie handverlesen. Der Studienbericht wurde im angesehenen New England Journal of Medicine veröffentlicht und  minimierte die Verbindung zwischen Zucker und Herzgesundheit und betonte die Rolle von gesättigtem Fett. Damals waren die Autoren von Studien und Reviews noch nicht verpflichtet Interessenskonflikte offenzulegen. Aber noch heute werden sogenannte narrative Reviews veröffentlicht, die ohne nach transparenten Suchkriterien vorzugehen, Studien so aussuchen, dass sie die Meinung oder Interessen der Autoren unterstützen.

Die Enthüllungen seien wichtig, weil die Debatte über die relativen Schäden von Zucker und gesättigten Fettsäuren bis heute anhält, sagte Dr. Glantz der NYT gegenüber. Das ist sicher richtig. Denn für viele Jahrzehnte ermutigten US-amerikanische Gesundheitsbeamte die Fettzufuhr zu reduzieren, was dazu führte, dass viele Menschen fettarme, zuckerreiche Lebensmittel zu sich nahmen, die einige Experten heute für die Adipositas-Krise verantwortlich machen.

Einer der Harvard-Wissenschaftler nutzte seine Forschung, um die Ernährungsempfehlungen der Regierung zu beeinflussen, in denen gesättigtes Fett als Treiber für Herzkrankheiten hervorgehoben wurde, während Zucker im Wesentlichen als leere Kalorien charakterisiert wurde, die mit Karies in Verbindung stehen. Die Warnung vor gesättigten Fetten ist nach wie vor einer der Hauptpunkte der Ernährungsrichtlinien, obwohl in den letzten Jahren auch die American Heart Association, die Weltgesundheitsorganisation und andere Gesundheitsbehörden gewarnt haben, dass zu viel Zucker das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen kann.

Anmerkung

Zucker ist vor allem im Rahmen einer überkalorischen Kost schädlich. Der Zucker, der aufgenommen wird und einen Überschuss zum schon gedeckten Tagesbedarf bildet, wird zu Körperfett bzw. Cholesterin umgewandelt. Deshalb ist der Zucker und Fruchtzucker in den Fastensäften gar kein Problem, denn in der niederkalorischen Situation des Fastens werden alle Zuckerarten komplett zu CO2 udn H2O metabolisiert.

(fa)

Quellen 

Literaturverzeichnis

1. Kearns CE, Schmidt LA, Glantz SA. Sugar Industry and Coronary Heart Disease Research: A Historical Analysis of Internal Industry Documents. JAMA Intern Med. 2016;176(11):1680–1685. doi:10.1001/jamainternmed.2016.5394

2. O’Connor, Anahad. 2016. How the Sugar Industry Shifted Blame to Fat. The New York Times. September 2016

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