
Kaffee im Fasten sinnvoll?
Kaffee ist für viele von uns mehr als nur ein Getränk – er ist ein morgendliches Ritual, ein Energiekick am Nachmittag und ein treuer Begleiter im stressigen Alltag.
Doch was passiert, wenn wir uns für ein Gesundheitsfasten nach dfa-Leitlinien entscheiden, eine Zeit der Reinigung, Regeneration und des bewussten Verzichts?
Passt der geliebte Kaffee in dieses Konzept?
Die Wirkung von Koffein auf den fastenden Körper
Während einige moderne Fastenansätze hier ein Auge zudrücken, raten erfahrene Fastenbegleiter, wie die Dozenten der Deutschen Fastenakademie (dfa), aus guten Gründen zu einem klaren Verzicht. Denn Kaffee liefert nicht nur vermeintliche Energie, sondern greift tief in unsere Körperprozesse ein – und konterkariert damit die eigentlichen Ziele des Fastens.
Kaffee und Chronostress: Ein Eingriff in unsere innere Uhr
Unser Körper funktioniert nach einem fein abgestimmten 24-Stunden-Rhythmus, der von unserer inneren Uhr gesteuert wird. Bereits eine einzige Tasse Kaffee kann diesen Rhythmus empfindlich stören.
Kollision mit dem Cortisol-Rhythmus: Trinken wir Kaffee direkt nach dem Aufwachen, kollidiert das Koffein mit unserem natürlichen Cortisol-Spiegel, der zu dieser Zeit am höchsten ist und uns wach macht. Das Ergebnis: eine übersteigerte Stressreaktion statt sanftem Erwachen.
Verzögerung der Schlafphase: Ein Kaffee am Abend kann die Produktion des Schlafhormons Melatonin verzögern und unsere innere Uhr um bis zu 40 Minuten nach hinten verschieben. Das Einschlafen wird erschwert und der gesamte Schlaf-Wach-Rhythmus gerät aus dem Takt.
Kaffee und Schlafstörungen: Wenn der Körper keine Ruhe findet
Regeneration ist ein zentrales Ziel des Fastens. Kaffee wirkt dem direkt entgegen. In Deutschland leiden ohnehin schon rund 43 % der Menschen an Schlafstörungen, und Koffein ist hier oft ein entscheidender Faktor.
Es blockiert im Gehirn die Rezeptoren für Adenosin, jenen Botenstoff, der uns müde macht. Das hält uns zwar wach, stört aber den natürlichen Schlafzyklus und verkürzt die so wichtigen Tiefschlafphasen, die für die körperliche und geistige Erholung essenziell sind. Bei einer Halbwertszeit von fünf bis sechs Stunden kann schon der Kaffee am Nachmittag die Gesamtschlafzeit messbar um bis zu eine Stunde reduzieren.
Stress pur: Wie Kaffee die Hormon-Achterbahn startet
Kaffee liefert keine echte Energie, sondern täuscht dem Körper eine Notsituation vor. Schon eine Tasse regt die Nebennieren an, die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Kurzfristig steigen Herzfrequenz, Blutdruck und Leistungsfähigkeit – der Körper befindet sich im „Kampf-oder-Flucht“-Modus.
Gleichzeitig wird die Produktion von Cortisol, unserem primären Langzeit-Stresshormon, angekurbelt. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel wird mit gesundheitlichen Problemen wie Angstzuständen, einem geschwächten Immunsystem und eben auch Schlafstörungen in Verbindung gebracht. Gerade beim Fasten auf leeren Magen ist dieser Effekt besonders ausgeprägt.
Richtung Burnout: Wenn Kaffee zur Energiefalle wird
Für Menschen, die ohnehin schon durch Dauerstress erschöpft sind, kann Kaffee die Situation verschlimmern.
Statt die „Batterien“ aufzuladen, entleert Kaffeekonsum die letzten Energiereserven und hindert die Nebennieren daran, sich zu regenerieren. Dies kann in eine sogenannte „adrenale Erschöpfung“ münden, die eng mit dem Burnout-Syndrom assoziiert ist.
Die Sicht der Fasten-Experten zur Kaffeefrage: Mehr als nur Kalorienverzicht
Die Dozenten der Deutschen Fastenakademie (dfa) betonen, dass es beim Fasten um weit mehr geht als um die reine Nahrungsreduktion. Ihr klares Votum gegen Kaffee in der Fastenzeit basiert auf einem ganzheitlichen Verständnis von Gesundheit.
Bewusster Verzicht als Gewinn: Fasten ist eine freiwillige Auszeit von der Überflussgesellschaft.
Es geht darum, sich selbst zu beweisen, dass man stark und selbstbestimmt ist. Der Verzicht auf Genuss- und Suchtmittel wie Kaffee ist ein zentraler Teil dieser Erfahrung. Selbst der Entzugskopfschmerz kann, so Dozentin Simmi, ein „heilsamer Impuls“ sein, um sich unabhängiger zu machen.
Ganzheitliche Regeneration: Das Ziel ist, den Körper auf allen Ebenen zu entlasten – körperlich, mental und seelisch.
Kaffee als starker Stimulant stört diesen Prozess. Er kann Magenbeschwerden verursachen und die Aufnahme von Mineralstoffen hemmen. Der Grundgedanke „weniger ist mehr“ wird durch Kaffeekonsum untergraben.
Individuelle Reaktion: Die dfa-Experten warnen vor pauschalen Empfehlungen nach dem „Gießkannen-Prinzip“.
Wie Dozent Ralf berichtet, kann ein Kaffee während des Fastens bei einer Person für gute Laune sorgen, bei einer anderen aber zu Herzrasen führen. Eine professionelle Fastenbegleitung berücksichtigt die individuelle Konstitution.
Gesunde Alternativen entdecken: Statt zur Kaffeetasse zu greifen, bietet das Fasten die Chance, neue, gesunde Strategien gegen Müdigkeit oder Kopfschmerz zu erlernen. Dazu gehören Bewegung an der frischen Luft, ein kalter Gesichtsguss, wärmende Tees, Trockenbürsten oder ein ansteigendes Fußbad.
Fazit: Der Genuss nach dem Fasten: Kaffee bewusst neu entdecken
Auch wenn der Gedanke an eine Fastenwoche ohne Kaffee einschüchternd wirken mag, sind die Gründe für den Verzicht überzeugend. Kaffee greift massiv in unsere Stresshormon- und Schlafrhythmen ein und steht damit den Zielen von Erholung und Regeneration im Weg.
Nach der Kur sind die Geschmackssinne geschärft und die Wahrnehmung verfeinert. Viele erleben, dass schon eine kleine Tasse Espresso eine deutlich stärkere und angenehmere belebende Wirkung hat. Das Fasten ermöglicht es, Kaffee danach nicht mehr aus Gewohnheit, sondern als bewussten Genussmoment neu zu entdecken – eine wahre „Krönung“ nach der Fastenzeit.
die dfa-Leitlinien Gesundheitsfasten

dfa-Gesundheitsfasten-Leitlinien-2022
Verwendete Quellen:
https://de.statista.com/infografik/29586/befragte-die-unter-schlafstoerungen-leiden/
https://www.deinschlaf-deintag.de/wachmacher-oder-schlafraeuber-der-einfluss-von-koffein-auf-unseren-schlaf
https://herbsom.de/blogs/news/warum-du-kaffee-erst-nach-dem-fruhstuck-trinken-solltest-einfluss-von-cortisol-auf-die-haut
https://st-leonhards-akademie.de/ernaehrung/kaffee-als-energieraeuber.html
https://nerokaffee.de/koffeinundschlaf/
http://www.heikeotte.de/Naturheilpraxis/files/201303-Kaffeegenusz-und-Burnout.pdf
https://praxis-marian.de/kaffee-im-stoffwechsel/
https://de.statista.com/themen/12418/schlafverhalten/
https://blackroll.com/de/artikel/kaffee-vor-dem-schlafen
https://www.psychiatrie-psychotherapie-baden.ch/post/kaffeewirkung-und-stresshormone-verstehen
https://www.aromatico.de/de/e/kaffee-und-psyche
https://neurexan.de/magazin/schlaf/kaffee-cortisol-auswirkungen-von-koffein
https://praxistipps.focus.de/kaffee-und-cortisol-das-ist-der-zusammenhang_148026