Fasten begeistert immer mehr Menschen, weil es nicht nur beim Abnehmen hilft, sondern auch das Immunsystem stärkt, Entzündungen lindert und das Wohlbefinden steigert.
Doch ein Thema sorgt immer wieder für Diskussionen: Sind Darmreinigungen während des Fastens wirklich sinnvoll – oder sogar schädlich?
In diesem Beitrag findest du fundierte Antworten, praktische Tipps und Expertenwissen von Andrea Chiappa, damit du für dich die richtige Entscheidung triffst.

Die Vorteile des Fastens: Mehr als nur Verzicht
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Fasten ist weit mehr als „nichts essen“.
Es ist eine ganzheitliche Erfahrung für Körper und Geist, die auf jahrtausendealten Traditionen beruht und heute durch moderne Forschung bestätigt wird. Zu den wichtigsten Vorteilen zählen:
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Stoffwechsel-Reset: Fasten hilft, den Blutzucker zu stabilisieren, den Blutdruck zu senken und die Fettverbrennung zu aktivieren.
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Entzündungshemmung: Studien zeigen, dass Fasten Entzündungswerte im Körper senken kann – hilfreich etwa bei rheumatischen Erkrankungen.
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Regeneration und Zellschutz: Während des Fastens schaltet der Körper auf „Reparaturmodus“ um, alte Zellen werden abgebaut und neue gebildet.
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Darmgesundheit: Fasten fördert das Wachstum nützlicher Darmbakterien wie Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii, die für eine gesunde Darmschleimhaut und starke Abwehrkräfte sorgen.
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Mentale Klarheit: Viele Fastende berichten von besserer Konzentration, innerer Ruhe und emotionaler Ausgeglichenheit.
Was passiert beim Fasten im Darm?
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Beim Fasten bekommt dein Verdauungssystem eine Pause.
Die Nahrung bleibt aus, der Darm kann sich regenerieren.
Gleichzeitig verändert sich das Mikrobiom – also die Gemeinschaft aller Darmbakterien.
Studien belegen, dass Fasten die Vielfalt der Darmflora erhöht und gesundheitsfördernde Bakterien fördert.
Diese Veränderungen stehen im Zusammenhang mit besserer Stoffwechselgesundheit, weniger Entzündungen und einem gestärkten Immunsystem.
Darmreinigung im Fasten: Tradition und Wissenschaft
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Was ist eine Darmreinigung?
Unter Darmreinigung versteht man meist die Einnahme von abführenden Salzen (z.B. Glaubersalz) zu Beginn des Fastens und regelmäßige Einläufe während der Fastenzeit.
Ziel ist es, den Darm von Reststoffen zu befreien und mögliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hungergefühl oder Stimmungstiefs zu lindern.
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Historischer Hintergrund
Darmreinigungen sind keine Modeerscheinung:
Sie werden seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen praktiziert – von der ayurvedischen Medizin bis zu den klassischen Fastenkliniken in Deutschland.
In traditionsreichen Fastenhäusern wie der Buchinger Wilhelmi Klinik oder der Malteser Klinik von Weckbecker gehören tägliche Einläufe seit über 70 Jahren zum Standard.
Was sagt die Wissenschaft?
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Sicherheit: Die einmalige Gabe von Glaubersalz und wiederholte Wasserspülungen gelten im Rahmen einer Fastentherapie als sicher und werden millionenfach bei Koloskopien angewendet.
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Nutzen: Darmreinigungen können den Fastenprozess erleichtern, indem sie Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Unwohlsein mildern und den Einstieg ins Fasten unterstützen2.
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Effekte auf das Mikrobiom: Studien zeigen, dass Fasten mit Darmreinigungen die Vielfalt der Darmflora erhöht und nützliche Bakterien fördert.
Die Veränderungen im Mikrobiom normalisieren sich meist innerhalb von zwei Wochen nach der Reinigung. -
Langfristige Auswirkungen: Die positiven Effekte auf das Mikrobiom und die Gesundheit werden durch eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung nach dem Fasten verstärkt und aufrechterhalten.
Sind Darmreinigungen schädlich?
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Kritische Stimmen behaupten, dass Darmreinigungen das Mikrobiom schwächen könnten.
Neuere populärwissenschaftliche Bücher vertreten diese Meinung, liefern aber laut Experten wie der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) keine belastbaren wissenschaftlichen Belege. Die wichtigsten Fakten:
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Vorübergehende Veränderungen: Nach einer Darmreinigung kann die Vielfalt der Darmbakterien kurzfristig abnehmen, normalisiert sich aber in der Regel innerhalb von 14 Tagen.
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Keine dauerhaften Schäden: Es gibt keine Hinweise, dass moderate Darmreinigungen im Rahmen des Fastens das Mikrobiom langfristig schädigen.
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Individuelle Unterschiede: Die Reaktion auf Darmreinigungen ist individuell verschieden.
Menschen mit empfindlichem Darm oder chronischen Erkrankungen sollten auf sanfte Methoden achten und sich ärztlich begleiten lassen.
Achtung: Invasive Methoden wie Colon-Hydrotherapie können in seltenen Fällen zu Komplikationen führen und sind für das Fasten nicht notwendig.
Praktische Tipps: Darmreinigung richtig umsetzen
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Vorbereitung: Iss vor dem Fasten leicht, ballaststoffreich und trinke ausreichend Wasser.
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Start: Beginne das Fasten mit einer einmaligen Gabe von Glaubersalz oder einem milden Abführmittel. Das erleichtert den Einstieg und beugt Unwohlsein vor.
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Während des Fastens: Einläufe (z.B. mit lauwarmem Wasser) können bei Bedarf alle zwei bis drei Tage durchgeführt werden – besonders bei Kopfschmerzen, Unwohlsein oder starker Darmträgheit.
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Nach dem Fasten: Der Kostaufbau sollte langsam und mit leicht verdaulichen, pflanzenbetonten Lebensmitteln erfolgen. So unterstützt du die Regeneration deines Mikrobioms und hältst die positiven Effekte des Fastens länger aufrecht.
Expertentipps von Andrea Chiappa
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Andrea Chiappa, Dipl.Oecotrophologe und erfahrener Fastenleiter dfa, empfiehlt:
„Darmreinigungen sind kein Muss, aber sie können das Fastenerlebnis deutlich angenehmer machen. Besonders Fastenanfänger und schlecht ernährte Menschen profitieren davon, weil sie typische Anfangsbeschwerden wie Kopfschmerzen, Hunger oder Übelkeit oft vermeiden. Nach dem Fasten sollte der Kostaufbau schrittweise und mit leicht verdaulichen, pflanzenbetonten Lebensmitteln erfolgen. Dadurch wird die Regeneration des Darmmikrobioms unterstützt und die positiven Effekte des Fastens können länger erhalten bleiben. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und die Reinigung individuell anzupassen. Wer unsicher ist, sollte sich immer an einen zertifizierten Fastenleiter der dfa oder Fastenarzt wenden.“
Worauf solltest du bei der Wahl eines Fastenangebots achten?
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Damit dein Fastenerlebnis sicher und wirkungsvoll wird, solltest du folgende Kriterien beachten:
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Fachkundige Begleitung: Wähle Angebote mit zertifizierten Fastenleiter:innen, die nach anerkannten Methoden wie Buchinger/Lützner arbeiten.
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Individuelle Betreuung: Achte darauf, dass deine persönlichen Bedürfnisse und gesundheitlichen Voraussetzungen berücksichtigt werden.
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Ganzheitlicher Ansatz: Gute Fastenangebote verbinden Fasten mit Bewegung, Entspannung und Ernährungsberatung für die Zeit nach dem Fasten.
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Seriosität: Informiere dich über die Qualifikation der Anbieter und die verwendeten Methoden. Seriöse Anbieter arbeiten transparent und beantworten alle deine Fragen offen.
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Nachhaltigkeit: Ein gutes Fastenangebot vermittelt dir Strategien, wie du die positiven Effekte des Fastens langfristig in deinen Alltag integrierst – zum Beispiel durch eine pflanzenbetonte, ballaststoffreiche Ernährung und achtsamen Lebensstil.
Fazit: Darmreinigung im Fasten – sinnvoll, wenn richtig angewendet
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Regelmäßige Darmreinigungen mit Warmwasser sind im Rahmen einer Fastenkur weder unnütz noch schädlich, solange sie maßvoll und unter fachkundiger Anleitung durchgeführt werden.
Sie können den Einstieg ins Fasten erleichtern, Beschwerden lindern und das Mikrobiom positiv beeinflussen.
Entscheidend ist, dass du auf deinen Körper hörst, dich von erfahrenen Expert:innen begleiten lässt und eine gesunde Ernährungsweise nach dem Fasten wählst.
So wird Fasten zu einer kraftvollen Erfahrung für Körper, Geist und Darm – und du kannst die vielen gesundheitlichen Vorteile voll ausschöpfen.
Trau dich – dein Darm und dein Wohlbefinden werden es dir danken!
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Quellen & Studien:
https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/faqs/#toggle-id-2
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